Hallo Ihr Lieben,
auch so eine 2. Katze hat manchmal eine Geschichte und ich möchte Selims Vorgeschichte mal so erzählen, wie ich sie mir aus Bruchstücken zusammen gereimt habe:
Auf der schönen Insel Mallorca lebte eine Siamkatze. Man wollte wohl mit ihr züchten, denn sie war nicht kastriert. Und so bekam sie eines Tages einen Wurf gesunder Babys. Bei Siamkatzen sieht man die Fellfarbe erst nach einigen Wochen und so wussten die Besitzer nicht, ob es nur reinrassige waren oder ob die Dame einen fremden Kater genommen hatte. Einen kleinen Verdacht darauf gab es, denn eines der Kleinen war teilweise rot-getigert.
Als die Kätzchen ca. 4 Wochen alt waren, wurde deutlich, dass es keine reinrassigen Siamkatzen waren, also wurden sie schnell entsorgt. Man machte das sehr "effektiv": sie wurden über den Zaun eines Hundezwingers geworfen.
Die Kleinen hatten Glück und wurden gefunden, kamen in eine Tierklinik, wo sie untersucht wurden, vielleicht auch schon kastriert, das weiß ich nicht, wie das in Spanien üblich ist. Dann lebten sie in einem Katzenzimmer. Der kleine Rote, den man inzwischen Diavolo genannt hatte, zog sich schon gleich von den Menschen zurück, seine ersten Erfahrungen hatten ihm genug gegeben. Seinen Namen hatte er erhalten, weil er sich wehrte. Er kratzte und biss, wenn man ihn wieder einmal aus der Sicherheit seines Käfigs holen wollte. Denn wenn man ihn raus holte, geschah nichts, das ihm gefallen hätte.
Die Menschen, bei denen die Kleinen auf Mallorca lebten hatten Kontakt zu einem Tierschutzverein in Deutschland, durch den sie manchmal einige ihrer Schützlinge vermitteln konnten und so kamen alle nach Deutschland.
Hier lebte Diavolo bei einer Tierschützerin, die sich bemühte, ihm seine Angst vor den Menschen zu nehmen. Leider merkte sie sehr bald, dass sie einfach nicht die Zeit hatte, sich so um ihn zu kümmern, wie er es brauchte.
Aber zum Glück für Diavolo überlegte gerade in Hanau eine Katzenbesitzerin, die mit der Tierschützerin bekannt war, dass es für ihre Katze vielleicht gut wäre, wenn sie Gesellschaft hätte. Doch vorher wollte sie erst einmal eine Katze in Pflege nehmen, um zu sehen, ob ihre Katze überhaupt Gesellschaft wollte. Also wurde vereinbart, dass Diavolo bis zur entgültigen Vermittlung zu ihr kommen sollte.
An einem schönen Abend wurde sein Transporter durch ein Fenster gehoben, er sahe durch das Gitter einen neuen Menschen, der sagte: ach, der ist ja rot Damit die beiden Katzen nicht gleich auf einander los gingen, kam Diavolo erst noch einmal für einige Tage in einen Quarantänekäfig. Seine Artgenossin sah er erst einmal gar nicht, sie weigerte sich, ins Zimmer zu kommen Dafür sah er den neuen Menschen, der mit ihm redete, ihm Futter brachte, das Klo säuberte und manchmal auch in den Käfig kam, um ihn zu streicheln. Diavolo genoß zwar das Streicheln, aber er hatte auch Angst, es könne was Schlimmes draus werden, also drückte er sich dazu immer in seine Schlafhöhle.
Der Mensch meinte auch, der Name Diavolo sei doof, er solle ab sofort Selim heißen, was ihm viel besser gefiel.
Dann ließ der Mensch eines Morgens einfach die Tür vom Käfig offen, Selim stolzierte nach draußen und erkundete die Wohnung. Als er zurück in sein erstes Zimmer kam, war der Käfig weg, er fauchte erst einmal, dann machte er weiter mit der Erkundung der Wohnung. Seine Artgenossin beobachtete ihn aus sicherer Entfernung.
Zwei Tag später war ein Fenster offen. Selim sprang hinauf und schnupperte an den Blumen, dann machte der Mensch etwas sehr Dummes: er versuchte, Selim zu packen und ins Zimmer zurück zu holen. Selim machte einen Riesensatz und war draußen! Der Mensch kam durch die Tür nach und Selim rannte und versteckte sich. Es war eine günstige Zeit: viele Blätter lagen überall und die waren eine tolle Tarnung. Aber am nächsten Tag wurde es sehr kalt und es regnete ständig. Am ersten Tag hatte er bei einer Mülltonne noch etwas zu essen gefunden, aber da war jetzt nichts mehr.
Doch unter dem Fenster aus dem er gesprungen war, stand eine Schüssel mit Futter! Gierig aß er es und blieb dann den ganzen nächsten Tag in der Nähe und richtig: der Mensch kam und stellte ihm neues Futter hin. Nach einigen Tagen war das Futter in einem Kasten, Selim war es egal, er ging hinein und aß sich satt, auch als die Klappe zu fiel und er gefangen war. Es dauerte nicht lange und "sein" Mensch kam und sah in den Kasten. Selim fing an, sein Leid zu klagen und der Mensch machte beruhigende Laute.
Schnell waren sie wieder in der Wohnung und Selim durfte gleich aus dem Kasten. Er ging zu einem Kissen neben dem Ofen. Und er erzählte, was er so alles erlebt hatte und beschwerte sich, dass es so lange gedauert hatte, bis er wieder ins Warme konnte und überhaupt, so schnell würde er die Wohnung nicht mehr verlassen! Er würde sie überhaupt nie mehr verlassen!
In den nächsten Tagen beruhigte sich alles ein wenig, auch die Artgenossin nahm ersten Kontakt auf und der Mensch kam einmal am Tag und streichelte Selim. Nach einiger Zeit kam Selim eines Abends zu dem Menschen aufs Sofa, drückte sich in eine Ecke und wartete darauf, gestreichelt zu werden. Er hatte beschlossen zu bleiben.
Was konnte ich schon gegen diese Entschlossenheit sagen? Er ist jetzt seit über einem Jahr hier und hoffentlich noch sehr lange.
Liebe Grüße
Renate