Wie
alles begann ...
von Karen Werner
Heidi lernte
ich durch meinen ersten PC kennen. Das war 1998. Durch Zufall
kam ich auf die Handicap-Group und da tobte Heidi lustig herum.
Schnell fanden wir Kontakt und in einem Telegramm erzählte
sie mir von Ihrem Krebs. CLL (chronisch lymphatische Leukämie).
Damals mochte sie nicht darüber reden, ich war die erste
Person im Internet, der sie es erzählte. Also machte ich
mich über diesen Krebs schlau und wußte bald, sie wird
nicht mehr ewig leben.
Sie wurde meine beste Freundin, wir teilten fortan, Freud und
Leid, besuchten uns gegenseitig und haben vor allem viel zusammen
gelacht und Pläne geschmiedet.
Wie tapfer sie war und welche Pläne sie hatte, ich kann das
gar nicht beschreiben. Jedenfalls fing sie mit ihrer Homepage
an und es war fortan ihr Leben. Sie gab ihr Sinn und Freude, es
ging von Heidi auch eine ungeheure Kraft aus. Diese spiegelt sich,
so glaube ich, auf der HP wieder.
Der Tod von Minitoo war furchtbar für sie, es war, als ob
ihr Stärke genommen wird. Durch Zufall bekam sie Memo und
Momo, die beiden gaben ihr neuen Lebensmut. Es folgten dann die
Murkels, Gaka, Findie und Vito.
Sie hatte noch so gehofft, dass Vito ihr noch Kraft gibt, letztendlich
hat aber der Krebs gesiegt, sie konnte ihn nicht einmal mehr in
die HP setzten.
Über ihren Tod mochte sie nicht reden, nur einmal hat sie
mir erzählt: "ich mag nicht loslassen, ich habe angst
um die Zukunft der Katzen, meine Kinder und um Georg".
Darauf sagte ich ihr, dass ich immer für alle da sein werde
und sie keine angst haben muss. Wie gern hätte ich sie gehalten,
ihr gesagt, Du wirst ewig leben. Ehrlichkeit machte aber unsere
Freundschaft aus. Das Band zwischen uns kann ich auch nicht erklären,
aber wir fühlten regelrecht, was mit uns war.
Das letze Jahr war dann ganz fürchterlich, aber sie war so
tapfer und immer noch fröhlich. Es hat niemand so richtig
mitbekommen. Aber ich habe es regelrecht gespürt. Wie sehr,
vermag ich nicht zu beschreiben. Wir telefonierten ständig.
Besuche waren nicht mehr möglich. Bis zuletzt hat sie noch
gelacht. Selbst, als sie schon zum sterben im Krankenhaus lag
und ich ihr die Grüße aller ausrichtete, ihr sagte,
wir sind bei Dir, lachte sie und sagte leise "wie kann das
denn angehen"! An dem Tag fragte ich, soll ich noch mal anrufen,
darauf antwortete sie: "nein, ich bin so müde, bis denne
Karen, tschüss". Es zerriss mir fast das Herz. Nun wußte
ich es ganz genau. Das warten begann. Bereits am nächsten
Tag schickte Georg mir die Mail in der stand, dass sie eingeschlafen
war.
Für eine lange Zeit war es, als ob ich neben mir stehe. Wie
sehr wollte ich doch, dass ihre Homepage bestehen bleibt. Georg
wollte mit der HP nichts zu tun haben, es tat ihm zu weh, ich
hatte kein Geld und vor allem auch keine Ahnung.
Eines Tages erzählte mir Ria dann von Jens. Wieder einmal
lief mir ein Schauer über den Rücken. Die HP wird leben.
Juhu dachte ich. Georg brannte dann die Daten der HP. Kurz darauf
stürzte ihr PC ab und alle Daten waren weg. Mir war ganz
elend, darüber denke ich am besten nicht nach.
Durch andere Umstände in meinem Leben fehlte mir aber lange
Zeit einfach die Kraft über Heidi zu schreiben, geschweige
denn nur in die HP zu schauen.
Seltsam, durch den Tod einer weiteren Freundin wachte ich aber
irgendwie auf. Auch durch die Fragen nach Neuigkeiten aus dem
Minizoo wachte ich auf, so ging das nicht weiter. Schließlich
telefoniere ich regelmäßig mit Georg, nehme also am
Leben des Minizoos teil. Das muss berichtet werden.
Ein großer DANK an Ria und Jens, die, so viel Geduld mit
mir hatten. Ein Dank auch an Georg, der so tapfer Heidis Katzenkinder
behütet.
Heidi würde sagen: Carpe Diem*, danach hat sie gelebt und
ich werde mich jetzt auch daran halten, das bin ich ihr einfach
schuldig.
* Carpe Diem kommt aus dem Lateinischen und
bedeutet frei übersetzt "Nutze den Tag". Der Ausspruch
ist auf den römischen Dichter Horaz (65 v. - 8 v. Chr.) zurückzuführen
neben Vergil der bedeutendste Dichter unter der Herrschaft
des Augustus. Carpe Diem ist die wohl kürzeste und bekannteste
Formulierung dafür, das Leben als Geschenk zu betrachten
und sein eigenes Glück in die Hand zu nehmen. Es ist die
Aufforderung, die Chancen des Jetzt zu erkennen, das Beste aus
jedem Tag zu machen und den Augenblick bewusst zu genießen.
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